Warum sind wir anfällig für Manipulation!


“Es ist leichter die Menschen zu täuschen, als sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind.” MARK TWAIN

Ein Rätsel: Ein Schläger und ein Ball kosten gemeinsam 1,10 Euro. Der Schläger kostet einen Euro mehr als der Ball. Wieviel kostet der Ball?

Mit diesem Rätsel zeigt Nobelpreisträger Daniel Kahneman in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“, wie zu schnelles Denken leicht zu falschen Antworten führen kann. Das oben genannte Rätsel nimmt er als Beispiel für den Denkprozess der sich im Gehirn abspielt.
Die meisten, welche ohne lange zu überlegen, als Antwort 10 Cent wählen, liegen falsch. Erst nach längerem Überlegen kommt man auf die richtige Antwort von 5 Cent.

Daniel Kahneman teilt den Denkprozess in zwei Systeme ein. Das System 1 arbeitet intuitiv und automatisch. Es arbeitet schnell und oft ohne bewusste Steuerung.
System 2 hingegen arbeitet bewusst, rational und analytisch. Beide Systeme zusammen bestimmen unsere Entscheidungen.

Beim obigen Rätsel bedeutet das, dass die Antwort einfach erscheint und somit die Lösung von System 1 verwendet wird, da dieses System weniger Ressourcen braucht. Erst als man darauf hingewiesen wird, dass die Lösung falsch ist, wird das System 2 bemüht, um herauszufinden welches die richtig Antwort ist.

Wie Untersuchungen zeigen, verbraucht das Gehirn bis zu 20 Prozent der gesamten Körperenergie. Wie jeder Organismus möchte auch das Gehirn möglichst wenig Energie verbrauchen und sucht nach Abkürzungen. Deshalb hat das Gehirn Lösungen entwickelt, welche im Hintergrund ablaufen. Das heißt, gewisse Impulse lösen automatische Reaktionen aus, welche entweder angeboren sind (z.B. die Wahrnehmung unserer Umwelt, Gegenstände zu erkennen, unsere Aufmerksamkeit zu steuern oder Verluste zu vermeiden) oder durch Erfahrung, Erziehung und Übung (z.B. Auto fahren, lesen oder soziale Fähigkeiten) angelegt wurden. Diese Reaktionen erfolgen meist willkürlich und man kann sich kaum dagegen wehren. Wenn zum Beispiel ein Auto sehr schnell auf uns zukommt, dann springen wir, ohne lange zu überlegen, auf die Seite.

System 2 hingegen erfordert Aufmerksamkeit um zu reagieren. So wird zum Beispiel beim sogenannten Cocktail-Party-Effekt nur durch das Hören des eigenen Namens sofort die Aufmerksamkeit darauf gerichtet, wer den Namen in welchem Zusammenhang genannt hatte. System 1 sorgt dafür, dass man auch ungwollt seine Aufmerksamkeit auf eine Situation richtet und System 2 entscheidet dann willkürlich, ob man dieser Situation mehr Aufmerksamkeit schenken soll oder sich wieder anderen Dingen zuwendet.

Leider sind System 1 und System 2 nicht perfekt. Das Gehirn hat in seinem Denken auch Fehler. Sogenannte kognitive Verzerrungen (das Denken ist verzerrt, die Wahrnehmung ist verzerrt und unsere Erinnerung ist verzerrt) führen dazu, dass andere diese Fehler für manipulative Zwecke ausnutzen können.

Quelle: Daniel Kahneman „Schnelles Denken – langsames Denken „